Fachkräftemangel für Sozialberufe meistern

Bild Hauspflege

Am vergangenen Donnerstag lud die Bezirksgemeinschaft Pustertal gemeinsam mit der Handelskammer Bozen zum Fachmeeting „Fachkräftemangel für Sozialberufe meistern“. Die 40 Anwesenden waren Vertreter:innen der Gemeindepolitik, Direktoren und Präsidenten der Wohn- und Pflegeheime, Führungskräfte der Sozialdienste und Vertreter:innen der privaten sozialen Dienste. Landesrätin Waltraud Deeg musste sich krankheitsbedingt entschuldigen lassen.

Für die Handelskammer Bozen ging Irmgard Lantschner in ihren Grußworten bereits auf mehrere Aspekte und wichtige Themen des Fachkräftemangels ein, wie Entlohnung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, neue Wertevorstellungen der Jugend und neue Führungsmethoden. Nach ihr referierte Bruno Marcato, Direktor der Vereinigung Hands-Onlus, über das Arbeiten in den sozio-sanitären Diensten zwischen Herausforderungen und Risiko. Die Problematik des Fachkräftemangels betreffe den privaten wie öffentlichen Sektor sowie auch alle anderen Dienstleistungs- und Produktionsbereiche in Südtirol. 

Die kritischsten Punkte im Sozialbereich seien neben dem Personalmangel eine hohe Zentralisierung und starke Kontrolle, wenig soziale und innerbetriebliche Anerkennung und die Tatsache, dass einige Berufsprofile trotz Arbeit armutsgefährdet seien. Als kurzfristige Vorschläge, dem Personalmangel entgegenzuwirken, nannte Marcato die Förderung des Berufsstandes, mehr Flexibilität bei den Zulassungskriterien (Sprachbarriere), die Förderung und Erleichterung der Anerkennung von Ausbildungen und das Schaffen von Ausbildungen, die nicht auf einem Evidence Based Modell, sondern auf einem Experience Based Modell aufbauen. Zudem sei es wichtig, sich für junge Mitarbeiter:innen Zeit zu nehmen, ihnen zuzuhören. Längerfristig gesehen müsse man weg von zentralistischen Organisationen und Managementmethoden der 1990er Jahre, an komplexen Systemen und unter Berücksichtigung der Werte neuer Bevölkerungsgruppen (Lebensqualität versus Geld, das nie reicht) arbeiten und eruieren, welche Einrichtungen und Formate im Sozialbereich am besten geeignet sind. Sehr wichtig sei es laut Marcato auch, eine Wohnungspolitik zu führen, welche den Zugang begünstigt und nicht zu Armut führt. Ebenso müssten Strategien entwickelt werden, um das Interesse für die Soziale Arbeit zu fördern.

Nach den Ausführungen von Marcato stellten Irmgard Hitthaler und Elisa Golser vom Regionalmanagement LAG Pustertal in einem kurzen Impulsreferat den „Welcome Service Pustertal“ als Anlaufstelle für Zuziehende und Rückkehrende vor. Weil in Untersuchungen festgestellt wurde, dass die Hürden für potenzielle, zuziehende Arbeitskräfte vor allem der Wohnungsmarkt und die Sprachen seien, soll im Welcome Service das Ankommen von neuen Arbeitskräften organisiert und unterstützt werden.

Fachmeeting der Bezirksgemeinschaft PustertalIn der anschließenden Diskussion betonte der Gastgeber, Präsident der Bezirksgemeinschaft  Robert Alexander Steger, dass auch im Ausbildungsbereich eine Dezentralisierung notwendig sei. Ausbildungen sollten vor Ort, in sozialen Einrichtungen angeboten werden: „Wir müssen berufsbegleitende Ausbildung möglich machen und es muss uns gelingen, junge Menschen für Sozialberufe zu begeistern.“

Auch wenn die Bezirksgemeinschaft Pustertal schon seit einiger Zeit Mitarbeiter:innen die Möglichkeit bietet, ihre Ausbildung berufsbegleitend zu absolvieren, und auch wenn man sich bemühe, neuen Mitarbeiter:innen bei der Anstellung im Hinblick auf Zugangsvoraussetzungen so weit es geht entgegenzukommen, sei man auch in Zukunft als Arbeitgeber sehr gefordert, um genügend Fachkräfte für soziale Berufsbilder zu finden, ist sich Generalsekretär Christof Preindl sicher.


04.05.2023

DEU